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Course Content (Syllabus)
Übersetzung betrifft niemals nur das »Literarische« oder »Linguistische«. Als ein Verfahren, das (mindestens) zwei Arten des Sprechens und also des Denkens miteinander in Kontakt bringt, ist die Übersetzung zudem tief eingelassen in kulturelle und politische Felder. Darum will die Lehrveranstaltung nicht lediglich die Argumente und historische Entwicklung diverser Übersetzungskonzepte nachvollziehen, die sich von Babylon bis zu Google Translate spannen. Ebenso werden wir danach fragen, welche ideologischen oder imaginären Effekte die Theorien vom Übersetzen produzieren: Sie mögen eine große Menschengemeinschaft erträumen (von der mittelalterlichen Mystik bis zu Noam Chomsky) oder Unterschiede erfinden (zu den Barbaren, zur Vergangenheit, zum Anderen). Sie können sich an das »Jetzt« alltäglicher Sprachpraxis wenden oder an das »Irgendwann« eschatologischer Sprachentwirrung – auf diese Weise stellt jede Theorie eine spezifische Welt- und Denkordnung her.
Daneben wird sich die Lehrveranstaltung mit den unterschiedlichen Bildern oder »Figurationen« beschäftigen, welche die Translationskonzepte oft erst in die Anschauung heben und vermittelbar machen. Sie widmet sich dem »Turm«, der »Brücke«, der »Frucht« und dem »Kern«, dem »Zwitter« oder dem »Hermaphroditen«, um anhand dieser besonderen Gestaltwerdungen die Translation als ein immer neues Modell des historischen und politischen Menschen vorzustellen.