Ηλεκτρονική Διάθεση Μαθήματος
Περιεχόμενο Μαθήματος
In seinem Brieftext »Erinnerungsstörung auf der Akropolis« schildert Sigmund Freud eine eigentümliche psychische Krise, die ihn während einer Griechenlandreise befällt: Unvermittelt überkommt ihn beim Besuch des Athener Tempelberges ein Gefühl der Unwirklichkeit der Szenerie. Freuds Erfahrung zwischen Kindheitstraum und mentaler Spaltung verdeutlicht, dass man es bei der Begegnung mit den Artefakten griechischer Kultur oft genug mit Projektion und Phantasma zu tun hat. Statt als Wiege des Abendlands zeigt sich Hellas zuerst wohl als Ergebnis diskursiver Praktiken, kollektiver Konstruktionen und konstanter Medialisierungen. Wonach man darum zu fragen hätte, das ist das Ensemble von Verfahren, Sprechern und (Sinn-)Bildern, die an der Herstellung von »Griechenland« beteiligt sind.
Eben darauf richtet das Seminar seine Aufmerksamkeit – auf die miteinander verwobenen und gegeneinander verschobenen Denkfiguren, Metaphern und Bildlichkeiten, die Griechenland narrativieren und visualisieren. Zwischen deutschem Intellektualismus, griechischem Nationalismus, Habsburger Eskapismus oder angelsächsischem Tourismus fragen wir uns: Was sieht Martin Heidegger in Delphi? Was für ein mathematisches und erotisches Griechenland erfindet sich der Medienphilosoph Friedrich Kittler? Welches Interesse hat die nationalsozialistische Propaganda an antiken Diskuswerfern? Wie nah stehen Winckelmanns klassisch-blasse Statuen dem Vampirismus? Wie mündet die Homer-Begeisterung der österreichischen Kaiserin Sisi in Gartenarchitektur?